– Monatsstein September –

Fundorte: Australien, Birma, Sri Lanka und Thailand
Mohshärte: 9
chem. Zusammensetzung: Al2O3 (Tonerde)
Spez. Gew.: 3,9 – 4,1
Kristallsystem: trigonal
Brechungsindex: 1,76 – 1,77

Blau gilt als die Farbe der Treue, und wenn man ihr einen Edelstein zuordnen sollte, dann wäre es mit Sicherheit der Saphir. Er vervollständigt neben dem farblosen, als reinweiß bezeichneten Diamanten, dem roten Rubin und dem grünen Smaragd das Quartett der begehrtesten Juwelen und rückt als Monatsstein für den September eine immer noch gefragte Tugend ins Rampenlicht. Saphir und blau ist zwar eine absolut richtige Assoziation, aber sie hat einen kleinen Haken. Da das Ausgangsmaterial der herrlichen Steine, der Korund, im Grunde farblos ist und erst Spuren anderer Elemente, vor allem Eisen und Chrom, für die seltene Färbung verantwortlich sind, findet sich bei diesem Mineral die ganze Regenbogenpalette. Nach jahrhundertelangem Verwirrspiel der Bezeichnungen hat sich die Fachwelt heute darauf geeinigt, alle nicht rubinroten Korunde Saphir zu nennen. So gibt es blaue, gelbe, grüne, violette, rosa, braune, orange und weiße bzw. farblose Saphire. Beruhigenderweise ist jedoch Handelsbrauch geblieben, dass mit Saphir ohne Nennung der Farbe immer noch der blaue gemeint ist.

Kenner schwärmen bis heute von den kornblumenblauen Kaschmir-Saphiren mit ihrem samtartigen Glanz, obwohl die Fundstelle längst versiegt ist – zumindest gibt es seit 1951 keine Nachricht mehr von irgendwelchem Abbau. Die Steine, die 1880 nach einem Bergsturz in 5000 Meter Höhe im Süden der indischen Provinz gefunden und über acht Jahre intensiv abgebaut wurden, prägten aber die Vorstellung, welche Farbe ein Saphir von Spitzenqualität haben sollte: ein lebhaftes, gesättigtes Kornblumenblau.

Im Gegensatz zum Rubin, der bei jeder Beleuchtung noch sein Feuer bewahrt, ist der Saphir trotz gleichhoher Lichtbrechung eher eine Tagesschönheit. Er erzielt bei Gewichten über ein Karat auch niemals die hohen Preise wie sein roter Bruder, da große Saphire in unvergleichlich bedeutenderer Menge als große Rubine gefunden werden. Im spezifischen Gewicht und in seiner Härte vermag indessen der Saphir den Rubin leicht zu übertreffen und ist damit gleichfalls ein Edelstein, der die Zeiten überdauert. So haben der berühmte St. Edward’s und der 3,8 x 2,5 cm große Stuart, der in der Geschichte des Geschlechtes eine große und geheimnisvolle Rolle spielte, bis heute so wenig von ihrer Schönheit eingebüßt wie die 18 prachtvollen Saphire in der englischen Staatskrone oder die in der Krone des Böhmenkönigs Wenzelslaus. Der Doge von Venedig trug stets einen Saphir als Zeichen der Treue und seiner Vermählung mit dem Meer. Einer der berühmtesten Talismane gehörte übrigens Karl dem Großen und bestand in kapselartiger Goldfassung aus zwei großen ovalen gegeneinandergesetzten Saphiren, von denen einer später durch blaues Glas ersetzt wurde. Der Anhänger wird in der Kathedrale zu Reims bewahrt.

Die ältesten bekannten Saphir-Vorkommen waren in Sri-Lanka, wo schon im Altertum nach Edelsteinen gegraben wurde. Vor allem im Südwesten im Gebiet um Ratnapura wird nach wie vor reger Abbau betrieben. Saphir ist ein typisches Seifenmineral und findet sich hier wie auch in Kambodscha, Myanmar und vor allem in Thailand meist zusammen mit weiteren Edelsteinen und Geröll als Ablagerung ehemaliger Flüsse und Bäche. Die bis zu 60 cm mächtigen Schichten liegen nur einen bis fünf Meter tief, sodass die Gewinnung durch Anlegen kleiner Gruben und Auswaschen des edelsteinhaltigen Flußschotters erfolgt. Ende des 20. Jahrhunderts zählt auch Australien zu den bedeutendsten Produzenten, und schließlich kommt auch aus den afrikanischen Ländern Tansania und Malawi hervorragendes Material.

Top-Saphire sind freilich in allen Gruben selten. Die Masse aus Sri-Lanka ist hellblau, aus Australien dunkel mit einem Stich ins Grünliche, und wer auf ein eigentümliches Stahlblau trifft, hat vermutlich einen alten Saphir aus Montana/USA in der Hand. Aber das ist dann Geschmackssache. Vielleicht entdeckt ja auch mancher seine Liebe zu einem Sternstein, denn die kommen durch Einlagerung feinster Rutilnadeln in 60-Grad-Winkeln bei Korunden gar nicht so selten vor. Der berühmteste Sternsaphir, der 536 Karat schwere Stern von Indien, wird übrigens im New Yorker Museum ausgestellt. Für alles Erlesene aber gibt es leider auch Imitationen und bereits seit 1909 Synthesen, so dass man wissen sollte, wem man beim Saphirkauf sein Vertrauen schenkt. Denn echt muss er sein, wenn er als Glücksbringer und Heilstein dienen soll.

Saphir zählt zu den hochberühmten medizinischen Steinen, an deren Arzneiwert noch nach der Aufklärung festgehalten wurde. So gibt es zahlreiche Rezepte für Tinkturen und Pulver gegen Geschwüre und innere Hitze, Nieren- und Lungenkrankheiten, Augenschmerzen und allgemein gegen Gift und Pest. Mancher vertraute auf die Kraft des kalten und trockenen Steins, wenn mit ihm nur die kranke Haut berührt wurde, andere nahmen ihn zur Heilung innerer Gebrechen in den Mund.

Mindestens ebenso schätzen die Alten die mystische Bedeutung. So gilt der Saphir, der bereits in der Bibel reichlich erwähnt wird, nicht nur als Stein der Treue, sondern auch der hingebungsvollen Liebe und Keuschheit. Er soll friedfertige Gesinnung geben und vor Untreue, Haß und Erschrecken bewahren. Im Mittelalter war es der Leitstein der Kaiser- und Königskronen. Ein blauer Saphir strahlte auf der Stirn des Gesalbten. Seit Mitte des 11. Jahrhunderts verlieh auch der Papst jährlich eine oft saphirgeschmückte goldene Rose als Auszeichnung. Waren zunächst nur Fürsten die Empfänger, so später nur noch deren Frauen, was dem Kleinod alsbald den Namen „Tugendrose“ eintrug – oder war es eher ein Venus-Preis für Schönheit?

Welche Herkunft und Bedeutung der Name Saphir hat, ist ebenso bis heute nicht ganz entschlüsselt worden, denn schon für die Griechen war „sappheiro“ ein Fremdwort aus dem Orient. Zudem war damit bis zum Mittelalter der Lapis Lazuli bezeichnet, der deshalb als zweiter Monatsstein für September auftaucht. Hiermit treffen wir auf einen der ältesten Steine (richtiger müßte man von Gestein sprechen), der von Menschen zu Schmuck verarbeitet wurde. Mit dem kräftigen Blau der natürlichen Ultramarinverbindung und seinen eingeschlossenen Pyritpunkten gewann er im Altertum schnell magische Bedeutung als Abbild des gestirnten Himmels. Für viele Völker war es ein heiliger Stein und gilt noch immer als Symbol für Harmonie. Seine Wunderkräfte wendete man von der Medizin als Stärkung für Herz und Kreislauf bis zur Kosmetik an, wenn der Trägerin lockiges Haar versprochen wurde. Von der besonderen Wirkung war noch Lorenz 1915 überzeugt, als er schrieb: „Es gab niemals ein tapfereres und edleres Herz als das des alten Kaisers Wilhelm I. Sein Lieblings- und Schutzstein war der Lapis.“