– Monatsstein Dezember –

Fundorte: Iran, Afghanistan, Argentinien, Australien, Brasilien, China, Israel, Mexiko, Tansania und USA
Mohshärte: 5 – 6
chem. Zusammensetzung: CuAl6(OH)8(PO4)4 4H2O
Spez. Gew.: 2,6 – 2,8
Kristallsystem: triklin
Brechungsindex: 1,61

Als der Mensch begann, sich die Schätze der Erde zunächst für den Kult, dann zum Schmuck nutzbar zu machen, war ein Edelstein quasi von Anfang an mit dabei: Der Türkis. Es gibt kein anderes Mineral, das in so vielen Kulturen der alten und neuen Welt als heiliger Stein, Glücksbringer und Talisman verehrt wurde. Ein so bedeutungsvoller Schatz hat dann auch seinen würdigen Platz als Monatsstein für den Dezember, zur Weihnachtszeit.

Ohne Zweifel ist es die Farbe, die schon in alter Zeit die Menschen fasziniert hat, wenn sie beim Graben im graubraunen Erdreich und Felsgestein auf leuchtend blaugrüne Spaltenfüllungen, Knollen oder Überzüge stießen. Türkis ist ein wasserhaltiges Kupfer-Aluminium-Phosphat, das seinen Hauptfarbgeber Kupfer in der chemischen Formel hat. Trotzdem spielen die Schattierungen vom „reinen Blau des nordischen Frühlingshimmels“ durch beigemengte Spuren von Eisen und Chrom bis ins „zarte Grün junger Blätter“. Die relativ geringe, deutlich unter dem Quarz liegende Härte macht die Bearbeitung leicht. Geschliffen werden Cabochons, Kugeln oder Tafelsteine.

Die begehrteste Farbe ist ein klares Himmelblau, das bei Tages- wie auch bei Lampenlicht seine Schönheit behält. Hauptlieferant für diese Topqualitäten ist immer noch Persien, und in dortigen Schatzkammern schlummern auch die größten und schönsten Stücke. Für die Perser waren die blauen Steine seit eh und je Glücksbringer. Ihre Könige trugen sie an Hals und Hand zum Schutz vor unnatürlichem Tod. Aber auch Wohlstand sollten sie garantieren, wenn der persische Gelehrte Al Kazwini behauptete: „Die Hand, die einen Türkis trägt und damit siegelt, wird niemals arm.“ Über die Türkei kamen die Türkise erst im ausgehenden Mittelalter nach Europa, was ihnen den heute gebräuchlichen Namen als Ableitung von „türkischer Stein“ einbrachte. Nicht nur im Orient ist Türkis der Talisman der Reiter und ziert bevorzugt Zaumzeug, Dolche und Säbel. Ihm wurde die wundersame Kraft zugeschrieben, seinen Besitzer selbst einen Sturz von hohem Felsgrat unbeschadet überstehen zu lassen. Auch St. Georg, der Schutzheilige der Ritter, wird auf alten Darstellungen meist mit Türkisen gezeigt.

Hohes Ansehen hatte Türkis ebenso bei den Moche in Nordperu und vor allem bei den Azteken, die ihn „Calchihuitl“ nannten. Der heilige Stein der Mexikaner schmückte die Zeremonienmasken – mit Türkis ausgelegte menschliche Schädel – und wurde den Häuptlingen mit ins Grab gegeben. Im Bereich des alten Mexiko liegen auch die wirtschaftlich bedeutendsten Vorkommen. Heute sind das die westlichen USA-Staaten von Neumexiko bis Kalifornien. Das hier bereits in prähistorischer Zeit abgebaute Material hat allerdings überwiegend einen Stich ins Grünliche und ist oft von Verwitterung angegriffen. Dessen ungeachtet ist amerikanischer Türkis bis heute in indianischem Silberschmuck oder diesem nachempfundenem Geschmeide Lieblings-Souvenir der Wild-West-Reisenden. Die Zeiten, in denen Pueblo- und Navajo-Indianer ihre türkisgeschmückten Gerätschaften nur äußerst ungern und gegen höchste Gebote an Weiße abtreten wollten, sind längst vorbei.

Die ältesten Schmuckerzeugnisse mit Türkisen, der neben Lapis Lazuli, Karneol, Amethyst und Amazonit verarbeitet wurde, verdanken wir jedoch den Ägyptern. In Gräbern aus der Zeit um 3000 v. Chr. sind solche Beigaben belegt. Damit kommen wir auch zu den ältesten Vorkommen der Welt, die auf der Sinai-Halbinsel liegen und schon vor rund 6000 Jahren entdeckt worden sind. Um die weltumspannende Bedeutung des Türkises zu dokumentieren, müssen auch die Fundstellen in Israel – die legendären Kupfergruben des Königs Salomon – und Tibet, wo der Stein ebenfalls als heilig galt, erwähnt werden.

Nun könnte die Ansicht bestehen, dass Türkis allezeit reichlich verfügbar war. Er wäre jedoch kein Edelstein, wenn er sich nicht rar machen würde. Das betrifft vor allem die Größe. Kleine Besatzsteine gab und gibt es genug, doch zum Beispiel die beiden hühnereigroßen Cabochons im Thron des türkischen Sultans Ahmed I. (1603) sind der besonderen Bewunderung wert. So steigt auch der Preis zur Größe überproportional, und Goldschmiede schaffen vollendete Kostbarkeiten, wenn sie große Türkise mit Brillanten umrahmen.

Die Jahrtausende alte Vorliebe für die himmelblauen Steine bringt indessen einen negativen Superlativ mit sich: Türkis ist wie kein anderer Edelstein in der Vergangenheit und Gegenwart behandelt und nachgeahmt worden. Das musste schon Agricola vor 450 Jahren bekennen. Schließlich waren die alten Ägypter bereits vor etwa 7000 Jahren in der Lage, ein keramisches Material mit türkisblauer Glasur aus Kupfersalzen herzustellen. Die heutigen Möglichkeiten der Imitation reichen von gefärbten Ersatzmineralien über gepresstes Türkispulver bis hin zu Kunststoffen, und es gibt Synthesen. Sogar die Matrix, in der Natur meistens Adern und Flecken aus schwarzem Kupferoxyd, ist leider kein Zeichen mehr für Echtheit. Auch sie lässt sich durch Tusche oder in Risse eingepreßten, schwarzen Zement täuschend echt nachahmen.

Den letzten Clou liefert Mutter Erde, indem sie sich bei türkisblauen Steinen einzigartig selbst imitiert, nämlich durch den sogenannten Zahntürkis. Er entsteht, wenn Zähne und Knochen vorzeitlicher Säugetiere (Mammut, Mastodon, usw. ) durch langes Lagern in Erde mit phosphorsaurem Eisen himmelblau geworden sind. Kenntlich sind diese falschen Türkise durch ihre faserige Struktur und ein merkliches Abbleichen der Farbe bei Lampenlicht, welches auch manch anderen Betrug aufdeckt. Doch selbst Fachleute haben Mühe, ohne Zerstörung des Steins für einen Türkis unbekannter Herkunft eine Echtheitsgarantie abzugeben. Da sollte man sich auf den Juwelier hundertprozentig verlassen können, wenn man in ein teures Türkis-Schmuckstück investiert.

Auch das Erbstück aus der Zeit des Biedermeier, das den Türkis als Modestein favorisierte, kann alles mögliche andere oder wenigstens hübsch manipuliert sein. Blasse Steine werden nämlich seit Jahrhunderten gerne mit Berlinerblau und anderen Substanzen nachgefärbt. Viele der heute im Handel befindlichen Türkise sind zumindest hartwachsvergütet. Diese Oberflächenbehandlung, die eigentlich deklariert werden müsste, erhöht Glanz und Farbtiefe. Sie ist aber nicht ganz zu verschmähen, da das poröse Naturmaterial mit unschönen Farbveränderungen auf Schweiß, Kosmetika, Fette, Säuren, Lösungsmittel und Hitze reagiert und durch die Paraffinschicht einen gewissen Schutz erhält. Über die Farbveränderungen machte man sich schon in alter Zeit seine Gedanken und nahm an, dass der Türkis mit seinem Träger mitfühlt. So wurde behauptet, der Stein werde dunkel, wenn sein Besitzer erkrankt und würde bei seinem Tod gar zerspringen.

Gegen Kratzer sind die Steine allerdings nicht gefeit und deshalb eher für Broschen, Ohrringe und Halsschmuck empfehlenswert. Keine Lust auf Türkis? Wer einen Edelstein sucht, der Freundschaften siegelt, meditative und heilkräftige Schwingungen (etwa gegen Hals- und Lungenerkrankungen) verstärkt, Schriftstellern und Beamten Erfolg in allen Schriftstücken und Urkunden verheißt, der kann doch nicht an ihm vorbei.