Mythos Perle
Gott Krishna tauchte ins Meer, um dort ein Hochzeitsgeschenk für seine Tochter zu suchen. Als schönstes fand er eine Perle.

Alle großen Zivilisationen des Ostens geben der Perle eine übersinnliche Bedeutung. Im ältesten Geschichtsbuch Chinas wird 2.500 v. Chr. erwähnt, dass der König des Reiches eine kostbare Perle als Geschenk erhielt. Im Buddhismus gehört die alle Wünsche erfüllende Perle zu den acht kostbarsten Dingen. Verehrten die Hindus die Perle als Geschenk des Gottes Vishnu, so waren die Perlen bei den Griechen und Römern der Liebesgöttin Aphrodite und Venus geweiht. Ihrer Geburt war auch die Geburt der Perlen zu verdanken. Denn als die Göttin schaumgeboren und strahlend einer Muschel entstieg, lösten sich Kaskaden von Wassertröpfchen und verwandelten sich im Licht zu Perlen. Indischen Sagen führen den Ursprung der Perle auf die Wolken zurück. Dort, wo sie das Wasser berühren, seien Perlen als erstarrte Regentropfen zur Tiefe geglitten. Einige von ihnen, bläulich schimmernd und von überwältigendem Glanz, seien in den Köpfen von Schlangen gewachsen. In den Mythen des Orients entströmt ihnen magische Kraft, und den, der sie trägt, fliehen Sichtum und Gefahren. Daran glaubten vor allem auch die Römerinnen. Die Weisen sagen, dass Perlen ihren Träger rechtzeitig vor bevorstehendem Unglück oder vor Krankheit warnen, indem sie ihren Glanz verlieren. Im christlichen Mittelalter steht die Perle als Sinnbild für die Liebe Gottes.

Woher aber kommt der immer wieder zitierte Satz: Perlen bedeuten Tränen? Hier handelt es sich um eine irreführende neuzeitliche Interpretation. Die märchenhafte mythologische Überlieferung sagt: aus Regentropfen, Tränen, der Götter, entstehen Perlen, ein kostbares Geschenk an die Menschen. Sie bringen also Glück und Liebe. Ihre Tränen-Bedeutung betrifft die Entstehung der Perlen, nicht aber ihre Wirkung. Offensichtlich entstand dieses Mißverständnis vor 200 Jahren. Seit Ludwig XVI ist bei Anlässen der Hoftrauer das Tragen von jeglichem Schmuck verboten. Nur Perlen durften angelegt werden. Dies hat sich bis heute erhalten. So trug Königin Elisabeth bei der Beisetzung von Winston Churchill einen einzigen Schmuck: ein Perlencollier.

Hildegard von Bingen empfahl die in der Sonne gewärmten Perlen gegen Kopfschmerzen, Augenkrankheiten, Depressionen und vieles mehr. Noch heute werden in Japan Perlen zu Perlmedizin verarbeitet. Sie werden pulverisiert und in Pillenform gepreßt. Man ist sowohl in Japan als auch in China, Thailand und Indien von der Wirkung dieser Pillen überzeugt und nimmt sie gegen Fieber, Augenkrankheiten und Entzündungen. Auch eine Perlcreme wird hergestellt und gilt als teures und wirkungsvolles Kosmetikprodukt.

Entstehung der Perle
Eine natürliche Perle beginnt ihr Dasein als Fremdkörper, als Parasit oder Sandkorn, der zufällig ins Innere der Muschel gelangt ist. Um sich vor diesem Gegenstand zu schützen, ergreift der weiche Körper der Muschel Gegenmaßnahmen: Die Muschel hüllt den Eindringling in ihre glatte Perlsubstanz aus Perlmutt und die als Bindemittel benötigte Hornsubstanz – Conchyn ein. Schicht um Schicht wird nun die Perle gebildet. Sie erhärtet und wächst alljährlich um Bruchteile von Millimetern.

Die Farbe der Perle entspricht den Farbtönen der Innenschale: hell oder dunkel, zartrosa oder gelb, zartgrau oder leicht grünlich.

Härte: 3,5-4,8.
Gewichtseinheit ist Grain: 1 grain = 0,25 ct = 0,05 gr.

Vorkommen der Perle
Der perlerzeugende Muschel lebt in langgestreckten Muschelbänken nahe der Küste in ca. 15 m Tiefe. Da sich die wichtigsten Vorkommen mit bester Qualität im Persischen Golf befanden, werden alle natürlichen Meerwasserperlen ohne Rücksicht auf ihre Herkunft im Handel als Orientperle bezeichnet.

Die Bezeichnung „Echte Perle“ oder „Orientperle“ darf ausschließlich für Naturperlen verwendet werden, die heute nur noch einen Marktanteil von 1% besitzen. Sie sind sehr rar, kostbar und sehr teuer geworden.

Heutige Vorkommen: Persischer Golf, Sri Lanka, Indischer Ozean, Rotes Meer, Australien, Amerika, China, Südsee.